Probst Mecking predigte über das fünfte Buch Mose: „Seid getrost und unverzagt. Fürchtet euch nicht“ – Moses führt sein Volk in das gelobte Land. Etwa Neues zu beginnen, eine große Aufgabe abzuschließen, darauf zu vertrauen, dass auch ein anderer die Arbeit fortsetzen kann – darum ging es. „Auf dem Berg des Lebens zu stehen und gelassen auf eine Zukunft zu blicken, die man nicht mehr unbedingt mitgestalten muss, das ist jetzt Ihre Position“, sprach er den scheidenden Chefarzt an. Wie später zu erfahren war, geht der Mediziner nicht einmal ganz, denn er will weiterhin an Tumorkonferenzen teilnehmen und ab und zu, wenn seine Spezialisierung gefragt ist, auch noch operieren.
Im schönen Park des Krankenhauses war anschließend Gelegenheit zu persönlichen Worten an Verreet und Müller, bevor Gabi Theissen die Festgemeinde in den Vortragsraum bat. „Bei all den heutigen Sparzwängen und dem harten Wettbewerb der Kliniken ist es umso schöner, wenn es neue Akzente gibt. Und als Gocherin bin ich besonders dankbar dafür, dass die Chefarztstelle in unserem Krankenhaus nachbesetzt wurde“, sagte sie. „Sie sind Karnevalist – besser konnten es die Gocher nicht treffen“, scherzte die Regionaldirektorin in Richtung des neuen Kollegen. Bernd Ebbers als Geschäftsführer des Karl-Leisner-Klinikums sprach von zwei „Spitzenmedizinern“, die beide ausgewiesene Experten für die Organchirurgie seien. Ebbers kennt Müller noch aus seiner Zeit in Gelsenkirchen-Buer. „Seit meinem Abschied von dort sind wir per Du“, erklärte er den Zuhörern. Dass die hiesigen Patienten „vor Ort bestens versorgt“ seien, wird manchen vor die Frage gestellt haben: Wie definiert der Klever „vor Ort“? Die Onkologie jedenfalls scheint in Goch verortet zu bleiben.
Nach etwas Saxophonmusik von Valerie Veenman sprach Prof. Volker Runde, Ärztlicher Direktor des Klinikverbunds. Er kennt sowohl Verreet als auch Müller seit langer Zeit. Vom Studium in Düsseldorf und Facharztjahren in Krefeld über Stationen in Gelsenkirchen und Kirchhellen kamen sie alle irgendwann nach Kleve oder Goch. „Sie, Herr Müller, sind jetzt wie schon vor 22 Jahren Ihrem Mentor Verreet gefolgt“, stellte Runde fest. Dass Dr. Müller, der bereits Kliniken leitete, der richtige Mann als Chefarzt der Gocher Onkologie ist, macht Runde auch daran fest, dass über die Stellenbesetzung die Uni Düsseldorf mit entschied; „das Karl-Leisner-Klinikum ist ja schließlich Lehrkrankenhaus der Düsseldorfer Uniklinik.“
Laut Runde hat die Klinik in den vergangenen Jahren die Anzahl der behandelten Tumorpatienten verdoppelt. Runde hatte zuvor betont, die 900 Betten im Klinikverbund stünden dafür, dass das Karl-Leisner-Klinikum „eine der Säulen der regionalen medizinischen Versorgung“ sei.
(von Anja Settnik, Quelle: RP Online, 24.05.2019)